auf historischen Spuren Teil 2

Überall im Stadtgebiet befinden sich Spuren der Vergangenheit. Diese Tour führt uns in den Bocholter Norden.

Start / Ziel: Rose Bike Town an der Werther Straße
Länge: 15,4 km

Strecke bei komoot

Start/Ziel Rose Biketown

Zu Beginn laufen wir am Baumarkt vorbei und direkt auf das alte Gebäude der Hammersen-Spinnerei zu. Das viergeschossige Backsteingebäude ist nach englischem Vorbild gebaut. Denkmalswert ist das Gebäude aus dem Entstehungsjahr 1898 und die Erweiterung 1905, das villenartige Wohn- und Verwaltungsgebäude sowie das Pförtnerhaus mit der alleeartigen Zufahrt. Das Gebäude stand jahrelang leer und soll zu einem Seniorensitz umgebaut werden. Fotos vom Umbau gibt es hier.

Hammersengebäude

Anschließend laufen wir durch das neue Wohngebiet der Hammersen Allee. Hier finden sich auf dem alten Gärtnerreigelände zahlreiche Gebäude in Architektur der Gründerzeit für ein Mehrgenerationen wohnen. Wir folgen einem kleinem Weg und können das Hammersen-Gebäude auch von der anderen Seite sehen um

Hammersen Siedlung
Hammersengebäude

anschließend zur Aa zu gelangen, unterqueren den Westring und anschließend links über die kleine Fußgängerbrücke. Wir lassen das Berufskolleg rechts liegen und laufen über den Bocholter Tunnel bis zur Dinxperloer Straße. Dort befindet sich die ehemalige Gaststätte Kamperschröer. Über einen kleinen Weg kommen wir in die Sackgasse Sattlerskamp und laufen direkt weiter mit Blick auf das neue Wohnquartier Modern Green. Doch das soll uns nicht weiter interessieren, wir laufen links auf die Straße am Efing. Hier könnt ihr links und rechts einige imposante Häuser begutachten. An der ersten Kreuzung befindet sich auf der rechten Seite Haus Efing.

Das „Haus Efing“ wird erstmalig 1323 in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Um 1570 wurde auf der von Gräften umschlossenen Grundstücksfläche ein adliges Wohnhaus erbaut. Der achteckige Turm, an dem eine Tafel mit der Jahreszahl und dem Wappen der Erbauer hängt stammt noch aus dieser Zeit. Der Rest des Hauses ist wohl im Dreißigjährigem Krieg zerstört worden. Der Neuaufbau in der heutigen Form erfolgte wohl 1655, 1669 und im 18. Jhd. Ein Torhaus aus dem 18. Jhd. ist noch erhalten. Es handelt sich um den Gebäudetypus der westfälischen Wasserburg, mit dem entscheidenen Kennzeichen dieser Befestigungsanlage im Flachland – die umgebende Gräftenanlage.

Haus Efing

Wir laufen weiter und passieren an der Ecke Baustraße/Am Efing einen alten Bunker. Darüber ist mir leider nichts genaueres bekannt.  Weiter geht es und wir biegen links in die Markgrafenstraße ein und sehen auf der linken Seite die reste ehemaliger Sportanlagen. Weiter geht es zur ehemaligen Bocholter Radrennbahn. Das Oval ist leider zugeschüttet und wird zum Bikepark umgebaut. Ich hatte mal die Gelegenheit dort zu laufen. Wer dort an der Steilwand stand, weiß warum die Steilwand heißt. Echt heftig und unglaublich dort mit dem Fahrrad entlang zu fahren.

altes Hinweisschild Radrennbahn
ehemalige Radrennbahn (2013)
ehemalige Radrennbahn (Foto 2013)

Wir bieten in die Alftstraße ein und passieren den Start des Bocholter Halbmarathons, biegen jedoch links vom Fahrradweg in den Wald ein und treffen nach kurzer Zeit ebenfalls auf Überreste längst vergessener Tage. Auf diesem Gelände befand sich die Walderholung.

Am Ende des Wäldchens sehen wir das Bahia. Vor dem Spaßband befand sich hier das Bocholter Waldbad, einem typischen Freibad aus längst vergangenen Tagen. Dort befand sich auch die Jonasstatue, die wir am Ende der ersten Tour auf den Spuren der Vergangenheit am Aasee gesehen haben. Vor dem Bahia steht auch noch ein „Umgezogener“. Eine Art Förderstation, die vormals vor dem alten Karstadtgebäude stand.

Pumpstation
Wassergraben
bitte weiterlaufen, kein Trap!

Wer die Strecke nun weiter folgt, passiert einige Reitwege und landet vor der alten Brauerei Tangerding. Hier habt ihr ungefährt die Hälfte geschafft, früher hätte es hier vielleicht ein Bier gegeben, doch in den Ruinen der alten Brauerei wird schon lange nicht mehr gebraut. Doch neuerdings wird nach dem alten Braurezept wieder Hirschbräu gebraut. Wer die Gelegenheit hat das mal zu trinken, empfehlenswert.

Braurei Tangerding

Jetzt geht es einige Zeit auf dem Fahrradweg an der Winterswijker Straße entlang, bis wir auf der anderen Seite auf einem Sandweg weiter Richtung Schürnbuschweg laufen können. Achtung an dem Warnschild nicht rechts über den Bauernhof (Haus-Nr. 51) laufen, dort habe ich mir mal eine fette Ansage abgeholt. Am Schürnbuschweg führt hinter einer Bank ein kleiner Trail bis zum Holtwicker Bach. Ob und was hier historisch ist weiß ich nicht, doch der Trail ist super und macht Spaß zu laufen. Wir kommen dann in der Siedlung raus und es geht dann wieder ein Stück die Alfftstraße entlang bis es links zwischen den Sportplätze entlang geht, hier könnt ihr nochmal von eurem Zieleinlauf beim 1. Bocholter Halbmarathon träumen. Nach dem Zielschild haben wir direkten Blick auf die neue Tribüne des 1. FC Bocholts. Auch hier im Stadion Am Hünting wurde schon Geschichte geschrieben z.B. als der FC Bocholt 1977 in die 2. Liga Nord aufgestiegen ist oder das DFB Pokal Viertelfinale Spiel gegen FC Bayern München in der Saison 1983/1984.

Walderhohlung
Tribüne 1. FC Bocholt

Weiter geht es auf Up de Welle und dann in einen kleinen Seitenweg, dort treffen wir wieder auf alte Spuren der Vergangenheit. Alte Lagerhallen und sogar einen alten Schornstein.

verlassene Fabrik
alte Gebäude

Auf der Adenaueralle gibt es auf beiden Seiten viele Villen zu entdecken, bevor wir links in die Kuckuckstr. abbiegen. Am Ende haben nimmt euch etwas Zeit für einen Rundumblick. Links befinden sich die Gebäude der Firma Borgers und der Blick geradeaus geht auf das alte Diepenbrockheim. Früher Weisenheim für Kinder, später Altenheim, heute ein Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung. Wir passieren den Langenbergpark, früher mal ein Friedhof und Heimat des Meckermans.

Meckermann

Nach Querung der Adenauerallee führt die Strecke zwischen Georgs-Gymnasium und dem Berufskolleg mit Blick auf den 1913 in Betrieb genommenen und unter denkmalschuzt stehenden Wasserturm. Dieser diente noch bis Oktober 2004 als Trinkwasserspeicher und wird als Klassen- und Veranstaltungsraum genutzt. Am Benölkenplatz befinden das Amtsgericht mit Blick das Georgs-Gymnasium und Wasserturm. Hier habt ihr an einer kleinen Stele die Gelegenheit euch mit etwas Trinkwasser zu erfrischen, bevor es an der neuen Menso vorbei in die Innenstadt geht.

Benölkenplatz

Vorbei an den alten Pavillions geht es Richtung ehemaligem Kolpinghaus. An dieser Stelle befand sich mal das „Weiße Kloster“, ein paar Schritte weiter passieren wir den Standort der Bocholter Synagoge. Die Synagoge würde während der Pogromnacht 1938 geschändet, jedoch durch den beherzten Eingriff furchtloser Bocholter Bürger vor massiveren Zerstörungen bewahrt. Erst beim Bombenangriff auf die Stadt im März 1945 versank das Gebäude vollständig in Trümmern. Heute ist dort im Gebäude eine Krankenkasse und die Kreishandwerkerschaft untergebracht.

Weiße Kloster
ehemliger Standort jüdische Synagoge

Weiter geht es über Ravardistrasse zum Westend geht. Hier blicken wir auf das Kinodrom, wo sich zuvor das alte Meckenemschwimmbad befand. Die Einweihung fand 1957 statt und es war bis Dezember 1993 im Betrieb. Weiter geht es nun an Aa lang und direkt hinter dem Kinodrom befindet sich eine freie Fläche an der sich die alte Rettungswache befand, nur ein paar Schritte weiter entsteht auf der linken Seite, auf dem Gebiet der ehemligen Textilfirma Messing, das Weber Quartiergeht. Noch ein paar hundert Meter und wir können nach der Unterquerung zweier Brücken, rechts die Treppen hoch nehem und befinden zu wieder an unserem Ausgangspunkt.

Viel Spaß beim nachlaufen, -wandern oder -radeln (Mountainbike!)

zum 1. Teil Lauf auf historischen Spuren

auf historischen Spuren

Auf der knapp 15 km langen Runde gibt es viel historisches zu sehen.

Laufstrecke bei Komoot
Dort könnt ihr euch die Strecke auch als GPX-Datei downloaden.

  • Beckmannplatz
  • Bocholter Friedhof
  • Denkmalstein im Stadtwald
  • Obelisk
  • Mahnmahl Opfer totalitärer Gewalt
  • alter Schießstand aus dem 2. Weltkrieg
  • alte Tongrube
  • Ruinen Café Hirsch
  • alter Bahndamm
  • Haus Tenking
  • Winkelhauser Heide
  • Herman Löns Denkmal
  • Hohenhorster Berge
  • provisorischer Übungsstellung für Flugabwehr
  • Aa-See mit Blick auf Skylline von Bocholt
  • 6,5 m hohe Bronzestatue
  • Reste Königsmühle
  • Textilwerk mit Skylounge
  • neue Podiumsbrücke

Start / Ziel: Podiumsbrücke am Textilmusuem

Der Start ist direkt auf der breiten imposanten neuen Podiumsbrücke über die Aa. Direkt zu Beginn geht es am neuen Kubaai Spielplatz vorbei. Dieser ist noch gesperrt, doch das was ich gesehen habe sieht richtig cool aus. Da wäre ich auch gerne wieder Kind. Auf der anderen Seite befindet sich unser Textilmuseum.

Nach der Querung der Münsterstraße führt die Strecke über den Beckmannplatz. Die Siedlung Beckmannplatz wurde zwischen 1925 – 1935 gebaut und besteht aus zweigeschossigen Klinker-/Putzbauten.

Anschließend geht es am Eingang Süd auf den Bocholter Friedhof. Es mag sich komisch anfüllen, doch es läßt sich ganz gut auf dem äußerem Weg des Friedhofs laufen. Fahrradfahren ist auf dem Bocholter Friedhof verboten, da er als Fußgängerzone gilt, doch von laufen steht in der Friedhofsordnung nichts. 😉 Solltet ihr eine Trauergesellschaft antreffen, bitte ich jedoch vom Laufschritt ins Gehen überzugehen.

Weiter geht es in den Stadtwald, am Teich und Ripphouse vorbei und dann stehen wir nach der Querung der Wiener Allee vor einem, mir bisher unbekannten, Gedenkstein für die gestorbenen Soldaten der beiden Weltkriege.

Hier laufen wir rechts den Weg hoch bis zum Rondel mit Teich in der Mitte. Dieser dürfte euch vom Silvesterlauf bekannt sein. Weiter geht es über eine kleine Brücke. Etwas abseits des Weges links im Unterholz findet sich ein alter Obelisk als Überbleibsel eines Denkmals, das von der SA in Bocholt errichtet wurde.

Kurze Zeit später passiert die Strecke eine Gedenkstelle für Opfer totalitärer Gewalt. Hier laufen wir über das Gelände eines Kriegsgefangenenlager für sowjetische Kriegsgefangene. Jeweils an den 4 Ecken des ehemaligen Lagers gibt es eine Stehle mit Informationen. Der Weseler Fabrikant Hans Jauch, Großvater des TV-Moderator Günter Jauch, leitete von von 1942 bis 1944 das Lager im Stadtwald. Wir überqueren die Straße im Ziegelofen und folgen dem Weg zu einem alten Schießstand. Dieser wurde 1938 durch die Wehrmacht errichtet. Er war einst Teil des Kriegsgefangenenlagers.

Der weitere Weg führt an den Tonwerken vorbei. Bevor es zum Schwimmbad wurde, wurde hier Tonmaterial abgebaut. Gegenüber findet man die traurigen Überreste des Café Hirsch. Ein wirklicher Lostplace.

Weiter geht es durch den Stadtwald, bis wir ein Stück über den alten Bahndamm Richtung Rhede laufen dürfen. Weiter geht’s am Haus Tenking vorbei. Dieses Herrenhaus im niederländischen Barock wurde 1710 von Ernst von Cochenheim erbaut. Nach Überquerung der Bocholter Straße (Achtung beim Queren!) führt uns der Weg weiter in die Winkelhauser Heide zum Hermann Löns Denkmal. Dieser Findling steht auf einer kleinen Anhöhe.

Weiter geht es in die Hohenhorster Berge, nach einer kleinen „Bergetappe“ über den gelben Sand, führt die Strecke in einem Bogen zu einer merkwürdigen Asphaltfläche mitten im Wald. Hier befand sich eine provisorische Übungsstellung eines Flugabwehrrakenbataillons der Bundeswehr (um 1960). Die befestigte Fläche war für die Startgestelle der Raketen und die daneben höher gelegene ebene Fläche für die Radarplattformen gedacht. Dazu wurde die Düne des Paosberges abgeflacht und als Standfläche für die Feuerleitradare verbreitert. Weitere Informationen zur Bundeswehr in Bocholt findet ihr hier. Bitte beachtet, das es sich bei den Hohenhorster Bergen um ein Naturschutzgebiet handelt. Verhaltet euch bitte auch so.

Über die, durch weiße Punkte gekennzeichnete Mountainbikestrecke geht es weiter bis zum Aasee. Dieses Gelände diente früher als Überschwemmungsgebiet, bevor in den 1970er Jahren begonnen wurde, den Aasee durch Ausbaggerungen anzulegen. Fertiggestellt wurde dieser 1983. Über die Hügel hat man einen schönen Blick auf die Skyline von Bocholt.

Auf unserem weiteren Weg können wir rechts im Wasser die 6,5 m hohe Bronzestatue „Jonas entspricht dem Walfisch“ sehen. Diese wurde von Dr. Ing. h.c. Alfred Flender gestiftet und standt vorher im ehemaligen Waldbad. Nur ein paar Meter weiter treffen wir auf die Überreste der Königsmühle.

Nach Überquerung der Straße haben wir freien Blick auf die Überreste Bocholter Textilindustrie und das Textilwerk mit der Skylounge und wir erreichen den Start/Zielpunkt unserer Tour auf historischen Pfaden der Podiumsbrücke im neuen Kubaii Gelände.

Gesamtlänge 14,7 km

die Laufstrecke bei Komoot

Ich wünsche euch viel Spaß beim nachlaufen. Vielleicht nutzt ihr die Strecke auch als längere Wanderung.

Laßt es mich wissen, wie euch die Strecke gefallen hat.

Free to run – Als Laufen noch verboten war – 3sat-Mediathek

Free to run ist eine sehr sehenswerte Laufdokumentation in der 3sat-Mediathek und erzählt die Geschichte des Laufsports von einer Sportart für „Spinner“ hin zum Volkssport.

Heute selbstverständlich eigene Frauenläufe, Frauen am Start von 5 km, 10 km, Halbmarathon und Marathonwettkämpfen und auch auf den Ultrastrecken, damals glaubten die Männer noch das wäre schädlich für die Frauen?! Und mittlerweile gibt es gemischte Rennen, die von Frauen sogar gewonnen werden.

Quelle: Free to run – Als Laufen noch verboten war